Ich möchte brechen.

Eigentlich liegt das Blog ja grad auf Eis. Ein wenig. Meine kleine Leserschaft wird es gemerkt und ob der andauernden Ödheit hier das Weite gesucht haben. Die Ursachen für das Brachliegen sind vielfältig. Zu wenig Zeit, keine Muße, andere Prioritäten, die ungelöste Frage, wie ich das handhaben will mit privaten Geschichten oder verklausulierten Darstellungen. Oft entwarf ich schon Blogbeiträge in meinem Kopf, die mir gefielen, die ich gerne geschrieben hätte, aber dann verwarf mit dem Einwand: „Ist denn das nicht zu persönlich?“ „Und wenn ich dann mal wieder gegen irgendwas Gift und Galle spucke und ein verrückter Antideutscher oder PI-Heini stolpert über mein Blog – will ich dann, dass er von mir wissen kann, wie es sich für mich anfühlt auf dem Ultraschall die ersten Bewegungen meines Kindes zu erleben?“

Also grundsätzlich scheitert die Gestaltung meines Blogs gerade auch daran, dass ich kein für mich stimmiges Konzept finde. Aber das wächst schon noch. Oder so. Wenn wieder mehr Zeit ist. Demnächst.

Aber darüber hinaus passiert in der Welt dieser Tage ja so einiges, das in mir den Wunsch keimen lässt, der Welt die Hände um die Schultern zu legen und sie zu schütteln. Sie möchte bitte mal zur Vernunft kommen!

Und jetzt wieder so ein Klops: Die Bundesregierung will die Atomendlagerung privatisieren. Ja sind denn die noch ganz bei Trost?! (natürlich nicht)

Alles, aber auch wirklich alles, was privatisiert oder nur teilprivatisiert wurde, hat sich zum Schlechteren entwickelt. Überhaupt der ganze Scheiß, der da aktuell von Schwarz-Gelb mit der Atomwirtschaft betrieben wird. Unfassbar. Da beschließen die dieser Tage im Grunde nichts anderes, als dass es doch bitteschön in Bälde einen AKW-Unfall geben soll. Und wenn schon das nicht allzu bald eintritt, dann soll es aber wenigstens in Gorleben und der Asse alles großzügig und für die Ewigkeit vergiftet sein.

Im Craplog gibt’s die Kategorie Kalte Wut. Ja. Das passt. Anders kann ich mein Empfinden für diese haarsträubende, sprachlosmachende, destruktive Blödheit der Regierung nicht in Worte fassen.
Als im vergangenen Jahr klar wurde, dass es für Schwarz-Gelb reicht, wurde mir kalt. Ich hätte mich damals gerne vor Frust betrunken, aber F war krank und hustete. Deswegen sahen wir uns das Trauerspiel überhaupt von Zuhause an. Dabei wäre ich gerne unter Menschen gewesen, damit das Entsetzen nicht nur zwischen F und mir stehen bliebe. Es wäre so tröstlich gewesen in einem Raum unter vielen zu erleben, wie aus dem Entsetzen der Einzelnen ein gemeinsames Gefühl wächst.
Als ich mit S telefonierte sagte ich immer wieder: „Mir ist schlecht. Das macht mir Angst. Was die sich alles ausdenken werden!“ Durch die Leitung konnte ich sie mit bekümmerten Gesicht nicken hören.

Ich hoffe inständig, dass diese Regierung abgewählt wird und sich nach der nächsten Wahl endlich die Koalition durchsetzt, die schon seit 2005 die Mehrheit innehat, nämlich schlich rot-rot-grün. Ich weiß, dass auch die Akteure dieser Parteien schnöde Machtmenschen sind, die sich nur allzu leicht korrumpieren lassen und in der Regierungsverantwortung sehr viel Mist machen werden. Das konnte man in Zeiten von Rot-Grün sehen und das kann man in Berlin an der rot-roten Koalition sehen. Da wurden und werden auch ein Haufen unsozialer, privatwirtschaftsfreundlicher Entscheidungen getroffen. Und letztlich bringt das herrschende System eben auch idR immer nur den gleichen Typ Mensch nach oben. Nur sind die Unions- und FDP-Heinis offensichtlich noch eine ganze Ecke ekeliger, bösartiger und von sich und der Welt selber entfremdet.

Ernsthaft, Atomendlagerung privatisieren! Ich hoffe die nächste Regierung tut das einzig Vernünftige und ist in der Lage den ganzen Scheiß wirkungslos zu machen.
Ein Trost immerhin, dir große Demo vom vergangenen Samstag. Ich hoffe es werden noch viele folgen und ich hoffe es wird sich deutlich auf den Wahlzetteln bemerkbar machen.

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4 Antworten zu Ich möchte brechen.

  1. Peter schreibt:

    Das ist wirklich unfassbar, da muss man echt Angst haben, wenn die Endlagerung wirklich privatisiert würde. Man sieht ja, wie „verantwortungsvoll“ Ölkonzerne mit den ihnen anvertrauten Naturgebieten umgehen…

    Übrigens gibt es doch etwas, das privatisiert besser läuft als zu Zeiten der staatlichen Abwicklung: Telefonieren/Telekommunikation. Der Service ist heute immer noch so mies wie damals bei der Deutschen Bundespost, klar, aber dafür hat man wirklich eine riesige Auswahl und die Preise sind im Keller. Ist meines Erachtens aber wirklich auch das einzige Mal, wo die Privatisierung Vorteile für den Bürger hatte.

    • Lotta Gruen schreibt:

      Stimmt, Service mies bis zum gehtnichmehr, aber wenigstens billiger. Ich erinnere mich noch gut an die 90er Jahre, als meine werten Damen und Herren Eltern schreiend mit der 400-Mark-Telefonrechnung hinter mir hergerannt sind. Sowas würde heute kein Problem mehr sein. Flatrate und gut is.

  2. disco schreibt:

    Liebe Lotta,
    habe deinen Blog gerade erst entdeckt. Bin sehr angetan von deiner Themenwahl und deinen Standpunkten. Respekt.
    Ich kann deine Unsicherheit gut nachvollziehen, mich bewegen seid längerem ähnliche Gedanken, auch so einen Blog zu schreiben.
    Würd mich freuen, wenn du weitermachst. Ich schau wieder vorbei.

    LG

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